Es ist eigentlich logisch. Wenn wir achtsamer mit Dingen umgehen, werden wir diese länger bei uns haben und seltener Neues kaufen – doch werden wir auch gleichzeitig glücklicher?
Entscheidend ist hier unser Denkmuster.
Es gibt zwei mögliche Mindsets, mit denen wir das große Feld der Nachhaltigkeit in unser Leben integrieren können.
Das Mindset des Verzichts
Viele vermuten noch immer, dass sich hinter dem Begriff der Nachhaltigkeit in erster Linie ein Aufruf zum Verzicht verbirgt. Wir sollen weniger Reisen, weniger tierische Produkte konsumieren und häufiger das Auto stehen lassen. Nachhaltigkeit wird als Aufruf zu weniger Konsum und weniger Luxus verstanden, den uns die Unmengen der verfügbaren und erreichbaren Dinge tagtäglich verspricht.
Wie trügerisch diese Fülle sein kann skizziert Philip Kovce in einer Kolumne für die GLS Bank: Wenn uns nämlich die ‘Lebenszusammenhänge’ der Konsumartikel bewusst werden, tauchen plötzlich auch Arbeitsbedingungen, Menschenschicksale, Tiergeschichten und Verschwendungsprozesse der endlichen irdischen Ressourcen in unserem Sichtfeld auf. Und die vermeintliche Fülle der erreichbaren Dinge weicht schnell einer Leere. “Der Überfluss überfordert uns. (…) Er befreit uns (…) zwar vom Mangel früherer Zeiten, aber er begründet zugleich einen Mangel neuer Art: volle Leere, leere Fülle” (Philip Kovce).
Diese ‘leere Fülle’ führt nicht selten dazu, dass uns diese konsumorientierte Lebensweise nicht glücklicher macht.
Das Mindset des Zugewinns durch Achtsamkeit
Hier kann uns das zweite mögliche Mindset helfen. Ein nachhaltigeres Leben durch mehr Achtsamkeit rückt Werte in den Vordergrund, die unter einer konsumorientierten Lebensweise leiden. Getreu dem Sprichwort Weniger ist Mehr geht es also nicht um Verzicht, sondern um Zugewinn.
Denn jedes Konsumprodukt, jedes Ding fordert seine Zeit ein und giert nach unserer Aufmerksamkeit.
Weniger Konsum und weniger Konsumprodukte bedeuten einen Zugewinn an Zeit. Zeit, die wir stattdessen für eine bewusste und intensive Beschäftigung mit den Dingen, die uns umgeben, einsetzen können. Und natürlich unseren Leidenschaften und Hobbies, unserer Familie und Freunden – kurz, unserem Leben widmen können.
Mit den Worten Niko Paech’s, eines deutschen Volkswirtschaftlers und Postwachstumsforschers:
„In einer Wachstumsökonomie versinken wir in der Flut an Möglichkeiten, die wir nicht mehr glückstiftend verarbeiten können. (…) Reduktion heißt, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Das hat nichts mit Verzicht zu tun, sondern wertet die (…) verbliebenen Optionen ja sogar auf.”
Was bedeutet dies für unser Projekt, “Möbelgeschichten” zu sammeln und aufzuschreiben?
Diese Gedanken können wir auch auf unseren Umgang mit Möbeln übertragen. Achtsamkeit kann hier bedeuten, in die Jahre gekommene und verlebte Möbel zu reparieren, zu pflegen oder umzugestalten, anstatt sie durch neue Möbel zu ersetzen. So können sie einen neuen Wert für uns bekommen. Vielleicht ist es genau dieses bewusste, intensivere Wahrnehmen der Möbel, ihrer Beschaffenheit und ihrer Geschichte, das uns glücklich macht.